Irgendwann wird es anders

Hallo Welt

Im Mai werden es zwei Jahre sein. Zwei Jahre. Wenn ich an die ersten Tage zurück denke kommen sie mir vor als wäre es noch gar nicht so lange her. Genauso wie ich jetzt in diesem Moment wo ich diese Zeile schreibe daran denke das heute vor zwei Jahre meine Mutter noch im Krankenhaus lag und ich jeden Tag dachte „Jetzt geht es aufwärts“. Es war ein auf und ab. Einmal war sie auf dem Weg in die Rhea, dann hatte sie einen Schlaganfall dann wieder nicht, dann bekam sie einen Krankenhaus Keim, lag die ganze Zeit alleine und immer wieder die Hoffnung es wird wieder. Ich wollte nicht anders denken. Dann hieß es meiner Mutter könne nicht mehr geholfen werden, sie würde eigentlich in ein Pflegeheim besser passen und das man versucht mit Hilfe der Angehörigen sie davon zu überzeugen das es das beste wäre dahin zu gehen. Als man darauf nicht einging wurden die Telefonate einsilbig. Man war wohl nicht zufrieden das man darauf bestand das sie in eine Rhea sollte so wie vereinbart doch das wäre nicht möglich wie es dann hieß. Meine Mutter starb also alleine in einem Krankenhauszimmer ohne das jemand da war.

Und all das ist nun bald über zwei Jahre her. Der Anruf in der Nacht, die ersten Stunden mit der Gewissheit das man nie mehr zusammen lacht, sich was erzählt, sich auch mal streitet oder auch mal was zeigt worauf man sich freuen konnte alles war weg. Es gibt nur noch die Erinnerung. Danach folgte das was wahrscheinlich schon viele mit gemacht haben. Das hin und her. Man ist beschäftigt und irgendwie lenkt einen das ab doch sobald das erledigt ist muss man neue Sachen finden die einen mit der Trauer helfen.

Im ersten Jahr war ich oft wütend. Auf meine Mutter das sie nie zum Arzt ging, auf die Ärzte/innen die so salopp daher redeten und immer dachte man würde ihnen bei allem zustimmen, meine Verwandtschaft die so schnell vergessen haben das sie da war, auf mich das ich nicht mehr mit ihr gesprochen habe. Es wechselte sich ab. Dann war da viel Trauer und viele Tränen. Der Gedanken das sie so alleine da lag machte mich lange fertig. Selbst heute noch ist das ein Gedanke die ich schnell weiter schiebe. Es gab Tage die wie im Nebel verschwunden sind. Dann kamen die ersten Feiertage, die Tage die sie am liebsten mochte und alles fühlte sich so kühl an.

Nun sind es bald zwei Jahre und vieles ist irgendwie anders. Gut manche Lieder die sie mochte höre ich immer noch nicht aber das ist ok. Es hat sich so vieles geändert. Ich habe mich verändert. Ich habe noch nie so viel mit meinem Vater gesprochen wie in der vergangenen Monaten. Ich habe vieles neues angefangen was sie nicht mehr mit bekam. Es gibt so vieles was mir auffällt. Der Film auf den sie sich gefreut hätte, Serien die sie weiter sehen wollte, Bücher die sie lesen wollte und auf die sie sich freute, das Leben im allgemein welches weiter ging.

Ich gebe zu das ich manchmal wenn es wieder zu schwer wird dann habe ich einen Gedanken. Ich stelle mir vor das sie oben sitzt, auf ihrem Stuhl, unsere Katzen liegen auf der Eckbank. Es ist das Wetter was sie man und sie macht nun oben da weiter wie es hier war. Sie geht einkaufen, liest Bücher, mach ihrem Mittagsschlaf und guckt einfach alles was sie mag.