Die anderen und man selbst

Es ist schon komisch und seltsam wie das Gehirn reagiert. Ganz allgemein gesprochen denke ich das es eine Barriere gibt die uns vor manchen Sachen schützen soll. Manchmal geht diese hoch und erlaubt uns einen Ausblick auf das was wäre wenn nur um dann schnell wieder zurück zu fahren. Man will sich mit manchen Gedanken nicht auseinander setzen. Dennoch kommen hin und wieder sie zurück. Was wird wenn oder anders gesagt was wäre wenn.

Hinzu kommen die Menschen die man kennt. Sie sind entsetzt wenn sie hören was los ist, wünschen alles Gute und sagen sie denken an die Person. Die Wahrheit ist wir drehen uns um denken noch einen Moment daran und dann geht das Leben für sie weiter. Für uns alle geht es weiter nur eben unterschiedlich. Die Gedanken von ihnen wechseln schnell. Eben noch gedacht wie schlimm das ist, ist der nächste Gedanke schon was esse ich heute oder was brauche ich noch. Ich kann das von mir sagen. Ja man nimmt Anteil und gleichzeigt sagt man sich es betrifft mich ja nicht selbst. Ist einfach so. Solange es allen gut geht die man liebt und die einem wichtig sind erkennt man zwar den Schmerz und die Trauer des anderen an aber gleichzeigt sagt man sich das bei sich selbst ist alles gut. Nun aber steckt man selbst in der Falle der Trauer, Angst und Unsicherheit. Irgendwie erlaubt man sich 50% des Tages mit anderen Sachen zu beschäftigen und die anderen 50% dreht sich alles um die Person der es derzeit nicht gut geht. Ich habe eine Art von Unwohlsein bekommen wenn das Telefon klingelt. Am liebsten würde ich es den ganzen Tag ausschalten was aber nicht geht. Jeden Morgen sage ich mir was ich heute machen will damit man sich ablenken kann doch die Wahrheit ist das am Abend nichts davon gemacht wurde. Es ist als würde die Furcht die man den ganzen Tag in sich trägt einen davon abhalten. Gut es gibt Menschen bei denen ist es das genaue Gegenteil. Sie stürzen sich in alles was nur geht und sitzen dann am Abend da und wissen nicht was sie tun sollen weil nichts mehr da ist.

Die Welt dreht sich immer weiter. Die Zeit fühlt sich nur anders an. Wo vorher noch das Gefühl war ein Tag oder auch eine Woche gehen so schnell rum ist nun das Gefühl von Langsamkeit da. Eine Stunde zieht sich in eine Länge die man so nicht kennt.

Und dann ist das normale Leben das weiter geht. Man steht am Morgen auf, macht sein Ding und sieht zu was man alles machen kann und am Abend nachdem man den Tag rum bekommen hat legt man sich wieder hin in der Hoffnung halbwegs gut schlafen zu können. Es laugt einen aus. Die Angst und Furcht die den ganzen Tag einen begleiten schaffen es das man total durch den Wind ist. Kleine Dinge bei denen man vorher nie Probleme hatte werden zu einem Berg wo man sich fragt wie man das nur schaffen soll.

Das schlimme bei mir ist das ich immer denke wenn ich das oder das mache könnte das Folgen haben. Irgendwie habe ich vor Jahren schon diesen Zwang entwickelt zu denken wenn ich alles so oder so machen wird es ok sein. Mache ich nun aber etwas anders und irgendwie passiert was denke ich es ist meine Schuld. Du hast doch gesagt das und das machst du nicht. Ich denke denn ich mache den Fehler oder breche etwas was ich gesagt habe also sollte mich es treffen und nicht die anderen.

Und nun sitze ich hier am Tag Nummer 10. Gesundheitlich geht es meiner Mutter mal so dann wieder so. Eine Niere ist nicht mehr gut und nun musste doch ein Luftröhrenschnitt gemacht werden obwohl es erst anders aussah. Gedanklich bin ich immer bei ihr. Ich frage mich was bekommt sie von ihrer Umwelt mit. Das Gehirn scheint soweit ok und sie kann sich mitteilen durch Kopfbewegungen. Auch innen wo sie operiert haben scheint alles gut zu sein. Man nimmt jeden Tag immer die guten Sachen mit. Schiebt alles andere weg. Es wird ein langer und nicht leichter Weg besonders für meine Mutter aber es wird alles gut.